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Das Wilhelm-Wundt-Haus in Grimma
Wilhelm Wundt (1832-1920) begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Physiologe bei Hermann Helmholtz in dessen Heidelberger Zeit und entwickelte schon früh ein besonderes Interesse für die Psychologie. Sein Lehrbuch für Physiologische Psychologie brachte ihm 1875 einen Ruf an die Universität Leipzig ein. Dort eröffnete er 1879 das weltweit erste Laboratorium für Experimentelle Psychologie. Wegen dieser Pionierleistung gilt Wundt als die wichtigste Gründerpersönlichkeit der akademischen Psychologie. Weniger bekannt ist, dass er auch der Initiator für die Entstehung einer kulturgeschichtlich orientierten Entwicklungspsychologie war, für die er den heute nicht mehr gebräuchlichen Begriff "Völkerpsychologie" einführte. Den gleichen Namen trägt sein monumentales zehnbändiges Spätwerk (Wundt, 1900-1920). Der Freiburger Psychologe Jochen Fahrenberg hat jüngst einen großen Band über Wundts Leben und Schaffen herausgebracht [Fahrenberg, J (2018). Wilhelm Wundt (1832–1920). Gesamtwerk: Einführung, Zitate, Kommentare, Rezeption, Rekonstruktionsversuche].
Die Gebäude, in denen Wundt in Leipzig lebte und arbeitete, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Sein letztes Domizil im Grimmaer Ortsteil Großbothen, 1903/04 im sog. lombardischen Stil errichtet, blieb erhalten. In der Nähe wohnte Wilhelm Ostwald (1853-1932), Nobelpreisträger für Chemie und ein enger Freund Wundts [Domschke , J P (2019): Zum 100. Todestag von Wilhelm Maximilian Wundt (1832-1920). Mitteilungen der Wilhelm-Ostwald-Gesellschaft: 24(2): 58-69]. Während der DDR-Zeit konnte der Erhalt des Hauses gesichert werden. Eine kleine Gedenktafel am Haus erinnert an den berühmten Bewohner. Nach der politischen Wende befand sich das Gebäude wieder in Privatbesitz und stand leer. Es war zunehmend dem Verfall preisgegeben. Der Eigentümer erwog den Abriss. Wegen des bestehenden Denkmalschutzes konnte er aber seine Absicht nicht verwirklichen. Seit 2015 versuchte eine Freiburger Denkmalpflegerin, die aus familiären Gründen der Psychologie und dem Lebenswerk von Wilhelm Wundt besonders nahesteht, die Immobilie zu erwerben. Im November 2017 wurde der Kaufvertrag geschlossen. Parallel zu den Verhandlungen über den Ankauf des Hauses wurde im Sommer 2016 der "Förderverein Wilhelm-Wundt-Haus Großbothen" auf Schloss Altranstädt gegründet. Die daran beteiligten Wissenschaftler und Denkmalpfleger, Planer, Kommunalpolitiker und Anwohner würdigen durch ihre Mitwirkung nicht nur einen großen Wissenschaftler Sachsens, sondern bringen zugleich ein öffentliches Interesse am Erhalt des Hauses für den Ort, für die Region und für die Wundt-Forschung zum Ausdruck.
2019 bewilligten der Bund und der Freistaat Sachsen insgesamt 500.000 Euro für die Sanierung des Gebäudes.
von Andreas Jüttemann
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Förderverein Wilhelm-Wundt-Haus Großbothen e.V., Neumarkt 9, 04109 Leipzig |