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Historische Persönlichkeiten
Nachfolgend finden Sie einen Auszug berühmter Persönlichkeiten, die in Grimma geboren wurden oder sich für längere Zeit in der Stadt aufhielten. Heute erinnern Häuser, Museen und Straßennamen an sie.
Albrecht der Beherzte (1443–1500)
Der Herzog von Sachsen und Begründer der albertinischen Linie des Königshauses Wettin, Albrecht der Beherzte, wurde 1443 im Schloss Grimma geboren. Nach heftigen Streitjahren mit seinem Bruder Ernst erfolgte 1485 die „Leipziger Teilung“, in deren Ergebnis das heutige Gebiet der Freistaaten Sachsen und Thüringen bestimmt wurde.
Johann von Staupitz (1465–1524)
Der berühmte Theologe und Seelsorger wurde in Grimma-Motterwitz geboren und im Vorgängerbau der Zschoppacher Kirche getauft. Johann von Staupitz war der erste theologische Dekan der 1502 gegründeten Wittenberger Universität und wurde kurz darauf Generalvikar der deutschen Augustinermönche. Als Martin Luther 1505 in diesen Orden eintrat, wurde Staupitz sein Beichtvater und väterlicher Freund.
Katharina von Bora (1499–1552)
Als Zehnjährige kam Katharina von Bora als Tochter aus einem verarmten meißnischen Adelsgeschlecht in das Kloster Nimbschen. Wie auch andere Nonnen drängte es sie hinaus aus den Klostermauern. So fand sie 1523 in dem Ratsherren Leonhard Koppe einen Helfer zur Flucht. Für die damalige Zeit ein Frevel, wurde doch für so eine Tat die Todesstrafe ausgesprochen. Die Flucht gelang. Katharina entkam mit weiteren acht Nonnen. In Wittenberg heiratet sie den Reformator Martin Luther.
Luther war öfter in Grimma zu Gast. Durch seine Predigten in der Klosterkirche beeinflusste er die Stadt stark. Früh schlossen sich die Bürger der Reformation an. Schon 1519 bemerkte Luther, dass die Bekehrten längst die Oberhand in Grimma hatten. Das reformatorische Gedankengut wirkte sich bis in das nahe gelegene Frauenkloster Marienthron in Nimbschen aus.
Paul Gerhardt (1607–1676)
Paul Gerhardt verschlug es nach harten Schicksalsschlägen 1622 von Gräfenhainichen nach Grimma. Dort besuchte er die ehemalige Fürstenschule St. Augustin, die Eliteanstalt und Kaderschmiede für den sächsischen Pastoren- und Beamtennachwuchs. Hier erlangte er sein Rüstzeug für das Theologiestudium in Wittenberg. Der Berliner Pfarrer zählt zu den bedeutendsten deutschen Kirchenlieddichtern. Sein Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ gehört zu den meistgesungenen geistlichen Volksliedern.
Samuel von Pufendorf (1632–1694)
Samuel Freiherr von Pufendorf war ein deutscher Naturrechtsphilosoph, Historiker sowie Natur- und Völkerrechtslehrer zu Beginn des Zeitalters der Aufklärung. In der Grimmaer Landes- und Fürstenschule beschäftigte er sich mit griechischer und lateinischer Literatur. In Leipzig und Jena studierte er später Theologie.
Georg Joachim Göschen (1752–1828)
Göschen zählt zu den berühmtesten Verlegern und Förderern der klassischen Literatur. In seiner Druckerei am Markt produzierte er Schmuckausgaben für berühmte Autoren, wie Klopstock, Wieland, Goethe und Schiller. 1795 richtete er sich in Hohnstädt, nach seinen Worten in „einer der schönsten Gegenden der Welt“, einen Sommersitz ein. Das Literaturmuseum Göschenhaus wurde zum Treffpunkt namhafter Gäste, wie Schiller und Körner.
Carl Christoph Traugott Tauchnitz (1761–1836)
Der Verleger und Schriftgießer wurde in Großbardau geboren. Er war der erste deutsche Drucker, der die Stereotypie einsetzte. Das intelligente Verfahren ermöglichte eine hohe Auflage von einem einzigen Satz. So wurden Bücher erschwinglich. Zudem nahm Tauchnitz eine Vorreiterrolle als Verleger der Kinder- und Jugendbuchliteratur ein.
Johann Gottfried Seume (1763–1810)
Als Sohn einer verarmten Bauernfamilie geboren, gelingt es Johann Gottfried Seume nach äußerst verschlungenen Lebenswegen mit 30 Jahren sein Studium abzuschließen. Seine Muse war das Wandern, das Entdecken und das Luft - holen. Als Korrektor und Lektor verschlägt es ihn nach Grimma. Nach einigen Jahren bei Georg Joachim Göschen packte er seinen Tornister und wanderte nach Sizilien. Sein Reisebericht „Spaziergang nach Syrakus“ wurde ein Klassiker der Reiseliteratur.
Dr. Ferdinand Stolle (1806–1872)
Der Redakteur der „Sachsenzeitung“ und Herausgeber mehrerer anderer belletristischer Blätter zog 1834 nach Grimma. Dort rief er 1842 das humoristisch-politische Volksblatt „Der Dorfbarbier“ ins Leben. Außerdem war er Mitbegründer und langjähriger Redakteur der 1853 gegründeten Familienzeitschrift „Die Gartenlaube“. Stolle verfasste zahlreiche historische Romane, sowie Zeitromane, Erzählungen und Gedichte. In „Deutsche Pickwickier - Komischer Roman des biedermeierlichen Grimmas“ setzt er sich kritisch-satirisch mit den kleinstädtisch-provinziellen Verhältnissen in Deutschland auseinander. Von ihm stammt das Gedicht „Im Tale, wo die Mulde fließt“.
Wilhelm Wundt (1832–1920)
Wilhelm Wundt gilt als Begründer der Psychologie als eigenständige Wissenschaft und als Mitbegründer der Völkerpsychologie. Der gebürtige Mannheimer ist Namensgeber für den Asteroiden Vundtia. Seine letzten Jahre verbrachte er in Großbothen.
Sein einstiges Wohnhaus in Großbothen, das
1904 im Stil einer toskanisch-lombardischen Villa errichtet wurde, blieb als letzter authentischer Ort von Wundts Leben und Wirken erworben. Hier wirkte Wundt als Mentor, Nachbar und Freund Wilhelm Ostwalds. Leider steht das Gebäude seit Längerem leer und ist stark sanierungsbedürftig. Eine Zukunft ist in Sicht. Das Haus soll für eine Nutzung vorbereitet werden, die mit dem Wissenschaftler und seinem Werk eng verbunden ist. Die Bundesregierung unterstützt das Vorhaben mit Fördermitteln. Ein Förderverein Wilhelm-Wundt-Haus Großbothen hat sich das Ziel gesetzt, die Instandsetzung des Gebäudes bis zu den Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 100. Todestages des Gelehrten im Jahr 2020 abschließen zu können.
Wilhelm Ostwald (1853–1932)
Geniales Multitalent.
Der gebürtige Rigaer studierte Chemie an der Universität Dorpat und wurde Professor für Chemie am Polytechnikum Riga. 1887 erhielt er einen Ruf an die Universität Leipzig. 1906 verließ Ostwald die Uni und verlegte Wohnort und Wirkungsstätte nach Großbothen, wo er sich auch Laboratorien einrichtete und unter anderem mit der Farbenforschung begann. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet Katalyse wurde Ostwald 1909 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Er engagierte sich als Wissenschaftsorganisator und widmete sich naturphilosophischen Betrachtungen. Die zentrale Kategorie seiner Anschauungen über die Beschaffenheit und den Zusammenhang der Dinge in der Welt war »Energie«; folgerichtig bezeichnete er seine Philosophie als »Energetik«. Darüber hinaus entwickelte Wilhelm Ostwald, der auch ein begabter Maler war, ein wissenschaftlich fundiertes Farbsystem und förderte die Verbreitung der Plansprachen Esperanto und Ido. Auch zahlreiche Erfindungen wissenschaftlicher Analysegeräte gehen auf die breit gefächerte Forschungstätigkeit Ostwalds zurück.
Stadtrat Paul Gey (1872–1946)
Eine kleine Straße in der Nähe des Krankenhauses trägt seinen Namen: Paul-Gey-Straße. Der gelernte Steindrucker, der seit 1902 in der Papierwarenfabrik in Grimma beschäftigt war und 1903 hierher zog, ist eine der markantesten Persönlichkeiten der SPD, zeitweise auch USPD, im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in unserem Territorium. In der Zeit der revolutionären Veränderungen 1918/19 war er aktiv an der Gestaltung des politischen Lebens beteiligt. So leitete er mit E. Schreiber aus Wurzen die Amtshauptmannschaft. Diese Aufgabe war dem langjährigen Stadtverordneten (ab 1906) und Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates von 1918 auf Grund seines Auftretens und seiner bisherigen Arbeit übertragen worden. Ab Mai 1919 war er Stadtrat in Grimma. Zwischenzeitlich Direktor des Arbeitsamtes in Grimma geworden, war er nach der Machtübernahme der Faschisten diesen ein Dorn im Auge. Er wurde seines Postens enthoben, im Juni 1933 kurzzeitig verhaftet und in den Ruhestand geschickt. Wahrscheinlich in dieser Zeit reifte in ihm die Erkenntnis, dass die Uneinigkeit der linken Parteien die Machtübernahme der Faschisten wesentlich erleichterte. So verwundert es nicht, dass er sich nach der Zerschlagung des Faschismus für eine einheitliche Arbeiterpartei einsetzte. In der ersten öffentlichen Sitzung der SPD nach dem Krieg am 02. November 1945 in der traditionellen Versammlungsstätte „Vogels Ballhaus“ wurde er für seine 50-jährige Mitgliedschaft in der SPD geehrt. Sein umfangreiches Wissen und Organisationstalent konnte er, am 23. Mai 1945 wieder zum Direktor des Arbeitsamtes ernannt, jedoch der Entwicklung einer neuen Gesellschaft nicht lange zur Verfügung stellen. Nach einer Operation verstarb er im Alter von 74 Jahren am 26. Januar 1946 in Leipzig.
Walter Artus (1873 - 1945)
Walter Artus wurde am 17.12.1873 in Leipzig geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Seine Leidenschaft für die Kunst beeinflusste seine Berufswahl. Er begann in Leipzig eine Ausbildung als Lithograf. Um seine malerischen Fähigkeiten weiter zu verbessern, besuchte er neben der Leipziger Akademie für Grafik und Buchkunst auch verschiedene Zeichenkurse. 1914 kam Artus dienstverpflichtet als technischer Zeichner nach Grimma, um in der Maschinenbau AG Grimma-Golzern zu arbeiten. Walter Artus wendete sich erst später als freischaffender Kunstmaler seiner eigentlichen Leidenschaft zu. In der Nähe des Pulverturms ließ er sich ein Haus nach seinen Vorstellungen bauen. Von seinen Atelierräumen aus hatte er einen herrlichen Blick über das Muldental, welches er in vielen Arbeiten und zu allen Jahreszeiten festhielt. Der Künstler liebte ausgedehnte Wanderungen in der Natur. Neben den Alpenmotiven wurde die Muldelandschaft das Hauptthema seines bildnerischen Schaffens. Mit 58 Jahren erlitt Artus einen Schlaganfall, in Folge dessen sein Gehör stark geschädigt war. Seine Schwerhörigkeit wurde ihm am 15. April 1945 zum Verhängnis. Bei einem Spaziergang an der Mulde überhörte er die Aufforderung einer Gruppe alliierter Soldaten zum Stehen bleiben. Daraufhin schoss einer der Soldaten auf den mittlerweile 71-jährigen Mann und verletzte ihn schwer. Am 16. April 1945 starb Walter Artus in seinem Haus am Pulverturm an den Folgen der Schussverletzung.
August Moritz und Paul Händel
Ein Lederhandschuh schafft es um die Welt
1890 gründeten August Moritz und Paul Händel in Grimma ein Unternehmen, das der Stadt zu Weltrang verhalf. Sogar die Queen von England soll eine Verehrerin des hochwertigen Handwerksproduktes gewesen sein, das hier hergestellt wurde: der Händelschen Lederhandschuhe. Die Brüder wurden für ihre Erzeugnisse nicht nur in Sydney mit einer Goldmedaille prämiert.
Sie schafften es, dass ihre Handschuhe in aller Herren Länder verkauft wurden. In der Handschuhfabrik M. & P. Händel in Grimma lief die Produktion vom Rohmaterial bis zum Fertigprodukt.
Reinhold Kühn
Bezaubernde Hüllen
1910 kam Reinhold Kühn in Grimma auf eine clevere Idee. Zu Zeiten der Industrialisierung stieg die Nachfrage an Brillen – und die Sehhilfen brauchten natürlich auch Schutzhüllen. So gründete er kurzum eine Etuifabrik. Sie entwickelte sich rasend schnell von einem Zweimann-Unternehmen zu einem der größten Etuihersteller; der Name »Kühn« wurde weithin bekannt. Bis zu 600 Modelle unterschiedlicher Farben und Materialien bot die Produktpalette des Unternehmens. Doch nicht nur Brillen fanden in den oft edel und ausgefallen designten Etuis von Reinhold Kühn Schutz, sondern auch Theatergläser und Monokel.
Herrmann Weißing
Ein Mann mit Humor
Frohsinn und Humor schienen Hermann Weißing schon in die Wiege gelegt zu sein. Daher verwundert es kaum, dass sich der Grimmaer Unternehmer auch geschäftlich mit der spaßigen Seite des Lebens beschäftigte: Ende der 1930er-Jahre sorgte seine Papierwarenfabrik mit ihren Fest- und Scherzartikeln für Vergnügen auf Tanzveranstaltungen, Festen und Karnevalszügen in ganz Europa und weit darüber hinaus. Die Spezialfirma produzierte bunte Masken und Fächer, Papierlaternen und -girlanden, Konfetti und Vogelpfeifen sowie Requisiten für allerlei Festivitäten. Selbst die weltbekannte Metropolitan Opera in New York gehörte zu Weißings Kunden.
Ferdinand Walther
Eine einleuchtende Idee
Überall findet man sie: in Fabriken, im Keller, auf Campingplätzen, selbst am Straßenrand. Die Rede ist von den ebenso einfachen wie unverzichtbaren Steckverbindungen, die in Stromkästen, Produktionsanlagen, Trafo- oder Ladestationen für die praktische, sichere und verlustarme Übertragung von Elektroenergie sorgen. Aus kaum einem Lebensbereich sind diese Verbindungen heute noch wegzudenken, die Ferdinand Walther in den 1897 von ihm gegründeten WALTHER-WERKEN produzierte und weltweit vertrieb. Im
wahrsten Sinne eine einleuchtende Idee! Auch Baustromverteiler und CEE-Steckverbindungen gehören zu den Entwicklungen der WALTHER-WERKE, die bis heute in Industrie und Energiemanagement weltweit eingesetzt werden.