© Stadt GrimmaAnlässlich des 100. Todestages von Wilhelm Wundt am 31. August 2020 gab es eine kleine Gedenkveranstaltung am Haus in der Grimmaer Straße 28.
Oberbürgermeister Matthias Berger bedankte sich bei den Mitgliedern des Fördervereins Wilhelm Wundt Haus Großbothen für ihr Engagement: "Es ist schön zu hören, dass dieses Denkmal von nationaler Bedeutung eine Zukunft hat". Die Freiburgerin Katharina Ungerer-Hauck kaufte das Haus im Jahr 2017 und rettete es vor dem Abriss. Zur Gedenkveranstaltung äußerte sich Tim Tepper, Vorsitzender des Fördervereins zur Rettung des Hauses: "Wir stellen uns ein Ort der Forschung, der Begegnung und des Gedenkens vor", so der Referent des Landesamtes für Denkmalschutz. "Stipendiaten, die Großbothenerinnen und Großbothener könnten sich hier Treffen, Arbeiten und Verweilen". Der Landkreis sicherte durch eine Ersatzvornahme das Dach. Bund und Land gaben eine halbe Million Euro zur Sanierung dazu. Matthias Berger (l.) und Tim Tepper (r.)© Stadt GrimmaDafür setzte sich auch Bundestagsabgeordnete Katharina Landgraf ein. "Das Haus ist für Großbothen sehr wertvoll und erzählt jede Menge Geschichten", sagt Großbothens Ortsvorsteher Manfred Herms, "wir sind alle sehr dankbar, dass die Villa erhalten bleibt". Eine Besichtigung des Wilhelm-Wundt-Hauses ist virtuell als 360°-Foto-Tour (http://360grad.wilhelm-wundt-haus.de) möglich.
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Die Hintergründe
Wilhelm Maximilian Wundt (1832-1920) eröffnete an der Universität Leipzig das weltweit erste Laboratorium für Experimentelle Psychologie. Wegen dieser Pionierleistung gilt Wundt als die wichtigste Gründerpersönlichkeit der akademischen Psychologie. Weniger bekannt ist, dass er auch der Initiator für die Entstehung einer kulturgeschichtlich orientierten Entwicklungspsychologie war, für die er den heute nicht mehr gebräuchlichen Begriff "Völkerpsychologie" einführte. Der Professor an der Leipziger Universität und seinen enger Freund, der Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald (1853-1932), erwarb im frühen 20. Jahrhundert Häuser in Großbothen. Wundts Wohnsitz im Grimmaer Ortsteil Großbothen ist die letzte noch erhaltene authentische Lebensstätte.
Wilhelm Wundt Haus© Stadt GrimmaDie Gebäude, in denen Wundt in Leipzig lebte und arbeitete, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Während der DDR-Zeit konnten der Erhalt des Hauses gesichert und eine kleine Gedenktafel angebracht werden. Nach der politischen Wende befand sich das Gebäude wieder in Privatbesitz und stand leer. Es war zunehmend dem Verfall preisgegeben. Der Eigentümer erwog den Abriss. Wegen des bestehenden Denkmalschutzes konnte er aber seine Absicht nicht verwirklichen. Seit 2015 versuchte eine Freiburger Denkmalpflegerin, die aus familiären Gründen der Psychologie und dem Lebenswerk von Wilhelm Wundt besonders nahesteht, die Immobilie zu erwerben. Im November 2017 wurde der Kaufvertrag geschlossen. Parallel zu den Verhandlungen über den Ankauf des Hauses wurde im Sommer 2016 der "Förderverein Wilhelm Wundt-Haus Großbothen" gegründet. „Die daran beteiligten Wissenschaftler und Denkmalpfleger, Planer, Kommunalpolitiker und Anwohner würdigen durch ihre Mitwirkung nicht nur einen großen Wissenschaftler Sachsens, sondern bringen zugleich ein öffentliches Interesse am Erhalt des Hauses für den Ort, für die Region und für die Wundt-Forschung zum Ausdruck. 2019 bewilligten der Bund und der Freistaat Sachsen insgesamt 500.000 Euro für die Sanierung des Gebäudes. Dieser Betrag wird aber sicher nicht ausreichen. Die Planung der reinen Restaurierung ist inzwischen abgeschlossen. Mit den Arbeiten wird demnächst begonnen“, so Andreas Jüttemann, Vertreter des Fördervereins Wilhelm Wundt-Haus.
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