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Eine Innovative Antriebstechnologie ermöglicht Zugverkehr ohne Ausbau der Elektrifizierung und könnte in Sachsen das Schienennetz im ländlichen Raum deutlich erweitern. Ein Wasserstoff Brennstoffzellenzug wurde im Februar 2019 auf der Bahnstrecke zwischen Leipzig und Grimma getestet. Eine vielversprechende Weichenstellung und Hoffnung zugleich, dass die Bahnhöfe in Beucha, Grimma, Großbothen oder Döbeln an ein leistungsfähigeres S-Bahn-Netz in Mitteldeutschland angebunden werden. Der Coradia iLint ist weltweit der erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff- Brennstoffzelle betrieben wird, welche die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) präsentierte gemeinsam mit dem französischen Bahntechnik-Konzern Alstom
sowie den Projektpartnern den Zug im Live-Betrieb. Die Premierenfahrt überzeugte dabei vor allem mit Emissionsfreiheit, Geräuscharmut und seiner hohen Leistungsfähigkeit.
Fazit: Der Wasserstoffzug ist eine sinnvolle Alternative
für eine schnellere Einbindung von Destinationen auch im ländlichen Raum – sei es für den Übergang bis zur Elektrifizierung oder als Dauerlösung. „Der Schienenpersonennahverkehr erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Aus diesem Grund sei es wichtig, frühzeitig die richtigen Rahmenbedingungen in der Region für die Mobilität der Zukunft zu schaffen. Gerade mit Hinblick auf die steigenden Miet- und Kaufpreise für Immobilien in den Metropolen und dem damit verbundenen Zuzug der Menschen in die Speckgürtel der Ballungsräume ist ein kontinuierlicher Ausbau des Schienennetzes unerlässlich. “, erklärt Kai Emanuel, Landrat in Nordsachsen und zugleich Verbandsvorsitzender des ZVNLEmanuel: „Um dies weiter voranzutreiben, haben wir uns als erster Zweckverband in Ostdeutschland intensiv mit dem Thema Wasserstoffzug beschäftigt. Diese Technologie kann es uns ermöglichen, dass Mitteldeutsche S-Bahn-Netz ohne hohe Elektrifizierungskosten bedarfsgerecht zu erweitern. Zudem dürfen Wasserstoffzüge im Gegensatz zu dieselbetriebenen Schienenfahrzeugen grundsätzlich Tunnel passieren - eine klassische Win-Win-Situation. So können wir als ZVNL unser Nahverkehrsangebot in enger Abstimmung mit dem Busverkehr vor Ort sowie den zuständigen kommunalen Stellen weiter entwickeln. Damit sich noch mehr
Menschen für den umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr entscheiden. Die Wasserstofftechnologie kann dafür ein wichtiger Baustein sein. Wir haben ab heute eine belastbare Grundlage für weitere Gespräche“, so Emanuel. Dies sieht auch Henry Graichen so. Der Landrat des Landkreises Leipzig befürwortet vor allem einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen
Raum. „Mit der Wasserstofftechnologie können wir zusätzliche Regionen an das S-Bahn-Netz anschließen, was bisher an der fehlenden Elektrifizierung von Schienenstrecken gescheitert ist. Gerade im Zusammenspiel mit dem jüngst gestarteten Modellprojekt „Muldental in Fahrt“, welches das lokale Busnetz deutlich erweitert, kann die Erreichbarkeit und damit die Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger außerhalb der urbanen Zentren verbessert werden“, so Graichen.