© Kreismuseum GrimmaIn der Broschüre werden mehr als 140 Gemälde von Artus vorgestellt. Insgesamt haben 37 Leihgeber Bilder aus ihrem Besitz für den den Katalog zur Verfügung gestellt. So zeigt der Katalog das vielfältige Schaffen des Künstlers. Vom Grimmaer Rathaus allein sind 19 Bilder dabei und trotz des immer wiederkehrenden Themas gleicht keins dem anderen. Es wechseln die Perspektive, die Jahres- und Tageszeiten, die Wetterverhältnisse. Die frühsten Rathausbilder stammen aus dem Jahr 1917 und die Jüngsten aus dem Jahr 1944.
Artus hielt aber nicht nur die Stadt Grimma in Bildern fest, sondern er malte auch sehr viele Schlösser und Burgen aus dem Muldental wie die Burgen in Leisnig und Kriebstein sowie die Schlösser in Döben, Rochlitz, Rochsburg, Nossen und Mutzschen. Der Künstler malte die Gebäude und Landschaften stets realistisch und freundlich. Das ist auch der Grund, weshalb seine Bilder so guten Absatz fanden. Artus organisierte nicht nur Verkaufsausstellungen im Rathaus sondern er stellte auch immer wieder in den verschiedensten Geschäften der Stadt seine Bilder in den Schaufenstern aus. Mittels eines kleinen Zeitungsartikels machte er die Grimmaer Bevölkerung auf seine neusten Werke aufmerksam. Er erhielt auch viele Aufträge von Geschäftsleuten, Besitzer von Bauerngütern und Privatleuten. Im Katalog sind sieben verschiedene Bauernhöfe aus den verschiedenen Dörfern der Region zu sehen. Sicher werden auch die Wassermühle Höfgen, die Etuifabrik sowie das Sparkassengebäuden zu diesen Auftragswerken zu rechnen sein.
Artus malte nicht nur über Jahre die Scheiben für die Grimmaer Schützengesellschaft sondern ebenfalls für die der benachbarten Städte. Da der Künstler für erschwingliche Preise arbeitete, bekam er auch immer wieder Aufträge von den verschiedenen Schützenkönigen. Seine Motive waren meist Stadtansichten, bzw. einzelne Gebäude wie das Rathaus, das Pappische Tor oder die Hofansicht von Markt 15. Für die Nerchauer Schützen malte er die Gaststätte „Deutsches Haus“ in Nerchau.
Natürlich erhebt die Broschüre nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Sicher gibt es in manchen Grimmaer Haushalten noch sehr viel mehr Gemälde von Walter Artus. Man könnte meinen, dass früher in jedem dritten Haus wenigstens ein Bild von ihm hing. Wie oft er alleine das Grimmaer Rathaus und das Dorf Höfgen gemalt und verkauft hat, lässt sich heute nicht mehr abschätzen. Er war ein unheimlich produktiver Künstler und das kann man in der Broschüre auch erkennen. Das Kreismuseum sammelt aber noch weitere Ansichten des Künstlers. Sollten Sie also noch Gemälde von Walter Artus besitzen, machen Sie bitte ein Foto und schicken Sie es per Mail ans Museum: mail@museum-grimma.de. Die Dokumentation seiner Werke kann so weiter wachsen und vervollständigt werden.
Die Broschüre kann im Kreismuseum Grimma, in der Buchhandlung Bücherwurm oder in der Tourist-Information Grimma für 10 Euro erworben werden. Finanziert wurde der kleine Ausstellungskatalog mittels von Fördergeldern durch die Sparkasse Muldental aus den Mitteln des PS-Zweckertrags.
Walter Artus
Walter Artus lebte von 1914 bis 1945 in Grimma. Er kam als technischer Zeichner an die Mulde, um in der Maschinenbau AG Grimma-Golzern zu arbeiten. Walter Artus wendete sich erst später als freischaffender Kunstmaler seiner eigentlichen Leidenschaft zu. In der Nähe des Pulverturms ließ er sich ein Haus nach seinen Vorstellungen bauen. Von seinen Atelierräumen aus hatte er einen herrlichen Blick über das Muldental, welchen er in vielen Arbeiten und zu allen Jahreszeiten festhielt. Der Künstler liebte ausgedehnte Wanderungen in
der Natur. So wurde die Muldenlandschaft ein Hauptthema seines bildnerischen Schaffens. In den nächsten Jahrzehnten entstand eine Unmenge an Ölgemälden und Aquarellen. Artus stellte mehrfach in Grimma aus. Nach großen Verkaufsausstellungen seiner Werke in den Jahren 1924 und 1925 im Rathaussaal Grimma verdiente Artus sein Geld auch durch Auftragswerke. Er zeichnete mit sehr viel Liebe zum Detail freundliche Ansichten von Straßen, Plätzen, Gasthöfen, Fabriken, Herbergen und Bauerngütern sowie Schützenscheiben für die Schützengesellschaft. Die Aufträge waren reichlich, da er für erschwingliche Preise arbeitete. Er signierte seine Arbeiten meist am unteren Bildrand mit W. Artus.
1921 gründete sich in Grimma die Arbeitsgemeinschaft „Zeichnen und Malen“, der neben Artus unter anderem auch die Maler Hans Günther, Heinrich Semm, Kurt Ficker und Kurt Pönischangehörten. Die Künstler trafen sich wöchentlich in der Schule am Wallgraben. Hier entstanden zahlreiche Porträtstudien. In der nahe gelegenen „Herberge zur Heimat“ fand die Gruppe ihre Modelle. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden mehr und mehr Mitglieder des Zirkels zum Kriegsdienst einberufen. Einige von ihnen kehrten aus dem Krieg nicht mehr Heim. Mit 58 Jahren erlitt Artus einen Schlaganfall, in Folge dessen sein Gehör stark geschädigt war. Seine Schwerhörigkeit wurde ihm am 15. April 1945 zum Verhängnis. Bei einem Spaziergang an der Mulde überhörte er die Aufforderung einer Gruppe alliierter Soldaten zum Stehen bleiben. Daraufhin schoss einer der Soldaten auf den mittlerweile 71-jährigen Mann und verletzte ihn schwer. Am 16. April 1945 starb Walter Artus in seinem Haus am Pulverturm an den Folgen der Schussverletzung.