Sachsenforst erwartet in den kommenden Wochen eine deutliche Zunahme des Befalls in den sächsischen Wäldern durch Borkenkäfer. Die Trockenheit und teils extreme Dürre in den Waldböden haben die Abwehrkräfte der ohnehin schon vorgeschädigten Waldbäume weiter herabgesetzt. Andererseits können sich Borkenkäfer bei Temperaturen um 30°C optimal entwickeln. Bis in Höhen von 600 Metern wird deshalb wie schon 2018 die Entwicklung einer dritten Generation des Buchdruckers, der gefährlichsten Borkenkäferart in Sachsen, erwartet. Dadurch könnten die Waldschäden sprunghaft ansteigen.
»Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase für die weitere Entwicklung der Waldschäden in Sachsen«, erklärte Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer von Sachsenforst. »Nach allen uns vorliegenden Informationen sind die Schäden durch Borkenkäfer in diesem Jahr bislang wie schon im Vorjahr weiter zurückgegangen. Aktuell bewegen sie sich nur etwas oberhalb der Hälfte des Vorjahres im gleichen Zeitraum. Die Folgen der ausgeprägten Trockenheit und Hitze in den letzten Wochen können die Lage aber schnell verändern. Möglicherweise stehen wir noch vor dem Höhepunkt des Befalls in diesem Jahr.« Mit Blick auf die Gesamtschäden der Dürreperiode und Sturmereignisse ergänzt Hempfling: »Seit 2017 sind in Sachsen auf über 33.000 Hektar Waldbäume abgestorben oder Kahlflächen entstanden. Wir müssen alles daransetzen, dass dieses gewaltige Flächenausmaß nicht weiter stark ansteigt.«
Wälder leiden unter Dürre − günstige Rahmenbedingungen für Schädlinge
In allen Waldklimastationen von Sachsenforst wurden in den letzten Monaten über lange Zeiträume Trockenheit oder sogar extreme Dürre in den Waldböden festgestellt. Die Niederschlagssummen liegen in diesem Jahr nur knapp über dem Extremjahr 2018. Einzelne Regenfälle drangen nur kurzzeitig in die obersten Bodenschichten vor. Im Vergleich zum langjährigen Mittel ist das Niederschlagsdefizit seit 2018 bislang auch in diesem Jahr um die Regenmengen von zwei Monaten weiter angewachsen.
Das fehlende Wasser macht sich bemerkbar. Im Unterschied zum Dürrejahr 2018 sind die Wälder durch die jüngsten Trockenjahre zusätzlich stark vorgeschädigt. Die Abwehrkräfte der Bäume sind massiv beeinträchtigt. Immer mehr Forstbetriebe melden abgestorbene Waldbäume, die nicht durch Schädlinge befallen wurden, sondern schlicht vertrocknet sind. Zusätzlich können sich Schädlinge bei hohen Temperaturen schnell vermehren. Aktuelle Auswertungen eines phänologischen Modells zeigen, dass mindestens bis in Höhenlagen von 600 Metern eine dritte Buchdrucker-Generation zu erwarten ist. Durch eine dritte Generation in einem Jahr können sich die Käfer explosionsartig entwickeln: Die Käfer, die sich in der ersten Generation in einen Baum entwickeln, befallen zur Anlage der zweiten Generation 20 Bäume. Kommt es zu einer dritten Generation, werden 400 Bäume besiedelt.
Schadausmaß bislang noch rückläufig − Gegenmaßnahmen weiter notwendig
Nach Rekordschäden durch Borkenkäfer in 2019 und 2020 mit je rund 2,1 Millionen Kubikmeter sind die Schäden im vergangenen Jahr bei günstiger Witterung leicht auf 1,8 Mio. Kubikmeter gesunken. Mit einer starken Zunahme des Befalls im zweiten Halbjahr 2022 könnte dieser positive Trend gebrochen werden. Schwerpunkte der Schäden in diesem Jahr liegen erneut mit dem Oberlausitzer Bergland und Zittauer Gebirge in den südlichen Teilen der Landkreise Bautzen und Görlitz. Aber auch hier wurden die Vorjahreswerte bislang um mindestens ein Fünftel unterschritten. Das gilt auch für den Vogtlandkreis. Hier sind die Schadholzzahlen im Landesvergleich zwar gering, aber im Juli wurde fast der gleiche Schadholzanfall wie im Vorjahr erkannt.
Durch die hohe Befallswahrscheinlichkeit müssen Waldbesitzende und Forstleute die sächsischen Wälder auch in den kommenden Wochen intensiv kontrollieren. Bäume, in denen sich die zweite Käfergeneration entwickelt, müssen rechtzeitig erkannt und unschädlich gemacht werden, bevor die Käfer ausfliegen und eine dritte Generation anlegen können. Dazu müssen befallene Bäume gefällt und unverzüglich aus dem Wald transportiert oder deren Rinde abgeschält werden. Eine zügige Sanierung des Befalls ist auch vor dem Beginn der Winterruhe bei niedrigeren Temperaturen noch angeraten. Ein Teil der Käfer verlässt ihre Brutbäume und überwintert im Boden oder benachbarten Bäumen. Werden die befallenen Bäume nicht rechtzeitig noch vor dem Ausflug der Käfer in das Winterquartier aus dem Wald entfernt, können bei erfolgreicher Überwinterung im kommenden Jahr zusätzliche Bäume befallen werden.
Detailliertere Berichte zur Borkenkäfersituation in Sachsen und den Hintergründen können im Internet auf dem Waldportal Sachsen nachgelesen werden: https://www.wald.sachsen.de/borkenkafer-6481.html
Waldbesitzende können sich zu allen Fragen der Borkenkäferbekämpfung und Waldbewirtschaftung kostenlos von den zuständigen Revierleiterinnen und -leitern von Sachsenforst für den Privat- und Körperschaftswald beraten lassen. Der richtige Ansprechpartner sowie weitere Informationen können im Waldbesitzerportal Sachsen unter https://www.sachsenforst.de/waldbesitzer gefunden werden.