Dank des Künstlergutes Prösitz, Spendern und Kreativen konnte die Steinsammlung zu einem großen Kunstwerk zusammengesetzt werden. Der Mosaik-Turm wurde nun eingeweiht. „Die Umgestaltung der Litfaßsäule zeigt äußerst kreativ, wie man aus einer spontanen Idee ohne Workshops und endlosen Fördermittelprozedere eine gute und bleibende Lösung finden kann“, sagt Oberbürgermeister Matthias Berger. „Mit unserem Projekt haben sich Grimmaer Bürger gemeinsam für mehr Zusammenhalt eingesetzt“, so Künstlerin Ute Hartwig Schulz. „Ich liebe Dich" steht auf einigen Steinen. „Ich vermisse Dich" auf anderen. „Diese und viele andere Botschaften sind Zeichen für ein mitmenschliches Zusammenhalten. So etwas gehört sichtbar gemacht und erhalten geblieben“, gab Initiatorin Ines Peschel auf den Weg.
Gedicht eines Bürgers von Grimma
Als Steinbrücke ist sie mir bekannt.
Ein guter Name, wie ich meine.
Doch nicht ganz korrekt, wie ich fand.
Für kurze Zeit war sie „Brücke der Steine".
Doch einige, ich sage Kunstbanausen,
Konnten das nicht sehen:
wie Schweine mußten sie hausen.
Die „Brücke der Steine" mußte gehen.
Steine, die dazu noch bunt
besitzen eine große Kraft.
später an der Säulen-Rund
man dann doch ein Kunstwerk schafft!
Es ist nie egal, wie Menschen hausen.
Es ist immer so, dass es weiter geht.
Verhalfen so die Kunstbanausen,
dass eine Sehenswürdigkeit entsteht?
Danksagung von Ute Hartwig-Schulz
Der größte Dank geht an die Kinder: Stellvertretend die AWO Kinderwelt GmbH, AWO Werkstatt Grimma, KITA Parthenzwerge, KITA Krümelburg & Bienenhaus, BSW Golzern, Oberschule Böhlen, Hort Ev. Schulzentrum Muldental, Verein Hospitalkapelle Grimma, Kita Sprungbrett Grimma, Kinderkirche Mutzschen, Trebsen sowie ist die Basalt AG dankend zu erwähnen, da diese die Steine aus dem Wermsdorfer Steinbruch gespendet hat und der Geo-Erlebnis-Werkstatt für ihre Fachkompetenz. Großer Danke geht auch an die Mitwirkenden: Veronika Danke, Sven Klömisch, Helgard Flügge, Rosemarie Rochner, Stefanie Dorn, Ursula Nollau, Manja Reichel, lnes Peschel, llona Hübner, Andrea Hill, Anita Strümpel, Tina Weber, Christiane Otto.
Gedicht eines Bürgers
Hunderte Steine am Litfass-Rund
Sind wirklich schön anzusehen
Und dazu noch kunterbunt!
Jeder, der vorbei kommt, bleibt stehn,
um die steinerne Vielfalt zu betrachten,
sich vielleicht Gedanken machen
worauf man sollte im Leben mehr achten,
dass wir täglich viel mehr lachten.
Worte zur Einweihung - um unser gemeinsames Zeichen zu würdigen. Denken wir mal: Die Geschichte hat es uns gelehrt:
Nur viele Menschen, die sich verbünden, bewegen etwas und werden mit ihren Botschaften wahrgenommen. Das gilt auch in einer durch Corona beängstigenden Gegenwart. Die Ereignisse der heutigen Zeit haben unsere Gesellschaft beinahe gespalten. Während die Einen sich für die staatlichen Maßnahmen aussprechen, reagieren die Anderen dagegen, sind teilweise gekränkt oder sogar stark empört. Demokratie lässt dies alles zu.
Und dennoch ist der gesellschaftlichen Frieden nur in einem vernünftigen Miteinander gewährleistet. Es braucht bürgerschaftliche Beteiligung und wahrgenommene Verantwortung für die Mitwelt. Nur wir selbst haben es in der Hand
- dass zwischenmenschliche Beziehungen aufrecht erhalten bleiben
- dass wir unser Leben selbstbestimmt mitgestalten
- dass wir einen Zeitgeist prägen, von Friedfertigkeit und Nächstenliebe
- dass wir unsere Würde und Autonomie in der Gemeinschaft wahren.
Für die Kunst kann die Kunst deshalb weder in der Anpassung noch im Schweigen liegen, sondern allein darin, neues Selbstbewusstsein zu zeigen. Ohne Selbstbewußtsein entsteht nämlich nichts.
Mit unserem Projekt haben sich Grimmaer Bürger gemeinsam dafür eingesetzt. Es zeigt, dass sie sich um unsere Mitmenschen mit kümmern und sorgen wollen.
,,Ich liebe Dich" steht auf einigen Steinen. ,,Ich vermisse Dich" auf anderen.
Diese und viele andere Botschaften sind Zeichen für ein mitmenschliches Zusammenhalten. So etwas gehört sichtbar gemacht - und erhalten geblieben!
Im ersten Lockdown 2020 der Corona-Pandemie konnte man auf der Mauer der Pöppelmannbrücke viele phantasievoll und farbenfroh bemalte Steine bewundern, die nach wenigen Wochen an die 600 Stück zählten. Diese Aktion wurde gestartet, um gemeinsam Mut gegen Vereinsamung in der Corona-Zeit zu machen.
Von vielen Bürgern kam der Wunsch auf, für diese Corona-Steine-Sammlung einen bleibenden Platz zu finden. Es wurde die Idee aufgegriffen, die ungenutzte Litfaßsäule neben der Pöppelmann-Brücke dafür zu nutzen. Die Vorstellung war, die vielen kreativ bemalten Steine rundherum an der Säule zu einem farbigen, bunten Gesamtkunstwerk anzubringen und damit ein Denkmal zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schaffen. Das Künstlergut Prösitz, unter Leitung von Ute Hartwig-Schulz übernahm dafür die Projektleitung und bildete eine Arbeitsgruppe. Und so konnte mit Vorbereitungen begonnen werden.
Wie jedoch bekannt ist, wurde der größte Teil dieser kleinen Kunstwerke durch respektloses Verhalten Unbekannter entwendet. Doch das Projekt sollte leben. Wir geben nicht auf und starteten im Frühjahr 2021 eine Malaktion. Wir suchten vor allem mitwirkende Einrichtungen in der Region. Besonders wollten wir Kinder, Jugendliche, auch Menschen mit Behinderung für die Malaktion begeistern.
Das Künstlergut unterstützte die Maiaktionen mit Farbmaterial, Steinen und persönlicher Hilfestellung. Der Aufruf wurde mit großer Bereitschaft und Begeisterung angenommen. Als Ergebnis sammelten sich hunderte kleine Kunstwerke an, die nun aber sicher aufbewahrt wurden.
Genügend Steine waren nun da, und es konnte jetzt weiter mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen werden.
Bei der Vorbereitung unterstützte Malermeister Bernd Aurig. Ein Mitarbeiter des Künstlergutes brachte den Sockel aus Bruchstein an.
Der Donnerstagzirkel stellte die Keramikplatten für unseren Spruch
„Zusammenhalt - Mut- Hoffnung- Leben- Freude -2021" her. Auch wurden hier beinahe alle Steine schon mal mit einem Schutz versehen.
Der schönste Abschnitt des Projektes war die Gestaltung der Säule. Die Frauen vom Donnerstagzirkel des Künstlergutes verbrachten viele Stunden damit, mit viel Elan und Freude die zahlreichen Steine an der Säule zu platzieren. Es war eine aufwendige Kleinarbeit, für die auch etwas Fingerspitzengefühl und ein künstlerisches Auge wichtig waren.
Der Bauhof der Stadt Grimma vollendete das Kunstwerk mit seinen Pflastersteinen und dem Setzen einer Bank.
Rückblick
Bunte Steine auf der Pöppelmannbrücke© Nicole WiemannDie Steinschlange an der Pöppelmannschen Steinbrücke wird schmerzhaft vermisst. Leider fiel die Sammlung kreativer Kunstwerke Vandalen und Banausen zum Opfer. Aus dem Verlust entstand allerdings eine neue Idee. Eine Gruppe von Engagierten Grimmaerinnen und Künstlerinnen aus dem Künstlergut Prösitz machten sich Gedanken, wie man die kleinen Kunstwerke in Szene setzen kann. „Die benachbarte Litfaßsäule wird seit Jahren nicht mehr genutzt und könnte als Träger für die bunten Steine zur Verfügung stehen“, schlug Künstlerin Ute Hartwig-Schulz vor. Da von ursprünglich rund 600 bemalten Steinen kaum noch welche vorhanden sind, könnten größere Bruchsteinplatten aus regionalen Steinvorkommen aus dem Geopark Porphyrland die Lücke schließen.
© Künstlergut PrösitzUte Hartwig- Schulz: „Die Natursteine spiegeln sich in der Umgebung wider. In den Zwischenräumen blitzt immer mal wieder ein schön bemalter Stein hervor“, beschreibt die Künstlerin das Vorhaben. Einzelne farbige Steine wurden gerettet. Dennoch reichen sie nicht aus, um die etwa zehn Quadratmeter Fläche auszufüllen. Daher werden neue Steine gesucht. „Am besten ist, wenn die Steine sehr flach sind und auch nicht zu klein“, betont die Golzernerin Veronika Danke, die sich am Projekt engagiert. Damit die kleinen Kunstwerke nicht wieder verschwinden, ist es möglich, die Steine im Café am Markt in der Malzhausgasse Grimma abzugeben. „Dort werden sie sicher bewahrt“, so Ines Peschel, die die Steinschlange an der Brücke ins Leben rief. Im Jahr 2021 soll das Projekt umgesetzt werden. Mit im Boot sitzen die Fachleute vom Geopark Porphyrland Steinreich in Sachsen. Unterstützung erhalten sie von der Stadtverwaltung Grimma.