Neubau 1994 - moderne Gestaltung mit Kopfbauten.© Rudolf PriemerVom einmalig großen Bauboom nach dem Beitritt der DDR zur BRD spürten wir im Wohnungsbau Grimmas rein äußerlich wenig. Die wenigstens außerordentlich großen Leistungen bestehen im ein- auch dreimaligen Sanieren der Altstadt und des vollständigen, völlig andern Nutzens des sehr großen „MAG–Geländes“! Hier gibt es eine eigene Zeitrechnung mit dem allumfassenden ersten Einschnitt 2002 nach der völlig unerwarteten Flutkatastrophe und dem einmalig – großartigen Wiederaufbau. Die Schutzanlage wird für die Einwohner der Altstadt gebaut. Nach einem sehr langen Procedere wird die zwei Kilometer lange Beton Palisade schließlich gegliedert, gestaltet und bietet der historisch einzigartigen Altstadt einen Schutz vor einem mittleren, aber keinem neuen extremen Hochwasser! Das einzigartige Bau- und Kulturdenkmal der nicht symmetrischen, zur Mitte hin ansteigenden „Steinbrücke Grimma“ wich einer 7,5m breiten, beliebigen, stählernen Fußgängerbücke. Nur noch je zwei Pfeiler ließ man übrig. Bis zur ersten Flutkatastrophe hatte das Weltwunder von 1719 seinen Charakter behalten. Interessierte hatten sich im Verhältnis 100:2 schriftlich für das Denkmal ausgesprochen. Die staatliche Missachtung ihrer deutlich geäußerten Meinung äußert sich nur indirekt. Was nach 2002 an Erd- und Verlegearbeiten von Leitungen bewältigt wurde, ehe der neue Straßenbelag überall folgte, sehen wir nicht, es ist aber für Jahrzehnte gültig, wie auch die durchweg neuen Heizungen. Die wirken sich deutlich erlebbar, sehr positiv auf das Mikroklima der Stadt in der Tallage aus. Wir wissen, dass in der Dornaer Aue gleich nach 1990 ein modernes Klärwerk gebaut wurde, dem die umliegenden Dörfer angeschlossen sind. Der geschlossenen - schönen Altstadt blieben modische, schnell verschleißende, bloß hingestellten Neubauten erspart! In den Jahren nach der ersten Flut hatte Grimma seinen Bestzustand dank einer unfassbaren Solidarität und der in Initiativen der Einheimischen – alle Erdgeschosswohnungen waren belegt wie die Geschäfte, der ungewöhnlich große Altstadtkern wurde in einer bis dahin unvorstellbaren Weise für eine lange Zeit gültig saniert und restauriert! In die denkmalsgeschützte Altstadt gehören eigentlich maßvoll gegliederte Holzfenster, so wie es in vergleichbaren, ebenso „auserwählten, vergleichbaren Altstädten“ zu sehen ist. Selbst die als „Werbung“ bezeichnete Reklame hält sich meist zurück. Gestalterische Fehlgriffe sind selten! Grimma hatte glücklicherweise nicht viele Baulücken – fast alle sind geschlossen. Natürlich kann nicht jeder Dachausbau als „gelungen“ angesehen werden. Die einzigartige östliche Silhouette: eine einmalig geschlossene, nicht entstellte Altstadt hinter der Mauer auf einem Grünstreifen vor dem Fluss – das ist ein ererbter Schatz – nicht nur in Sachsen! Die Einmaligkeit der fast noch spätmittelalterlichen Steinbrücke bestand bis 2002 und wurde grundlos einem sogenannten „Fortschritt“ noch geopfert, gegen den deutlich erklärten Willen vieler, die für die Stadt bürgen wollten. Zur reizvollen Altstadt passt es leider nicht, dass die Lausitzer graniten Gehwegplatten nicht mehr vollständig erhalten werden. Die Zierde vieler sächsischer Städte wurde von „Verkehrsrowdys“ in den engen Straßen zerstört: ihre Trümmer liegen an der ehemaligen „Böhlener Schmiede“. Für Grimma, mit seinen realen touristischen Chancen ist so etwas keine Kleinigkeit! Die zweite Flut-Katastrophe änderte sehr viel, das städtische Leben schmolz zusammen, wie das Interesse vieler Einwohner an der Stadt, für die sich zu wenige engagieren. Nur „der Süden Grimmas“ wurde durch Neubauten zum Nimbschener Holz mit gegliederten Neubauten abgerundet: wieder mit Steildächern, aber mit hier völlig fremden Ziegelfronten. Einen wieder begonnenen, zunächst bescheidenen Wohnungsneubau haben wir als ein positives Zeichen zu verstehen! Der bemerkenswerteste Neubau steht seit 1994 an der Straße des Friedens mit den beiden sinnvoll korrespondierenden Neubauten mit verschiedenen Nutzungen – einschließlich Wohnungen. Der Ouvertüre, dem Anfang des „Goldenen Gässchens“ folgt leider nichts jenseits des „Grünen Ringes“, den aufzuwerten und nicht noch weiter zu beschneiden, bietet sich an und macht nicht so viele Mühen, wie die dringend nötige Gestaltung des Nicolaiplatzes.
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Neues Bauen in Grimma
Neues Bauen in Grimma
Ein Beitrag von Rudolf Priemer.
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- Geschichts- und Altertumsverein zu Grimma e.V., Leipziger Straße 5, 04668 Grimma
Meldung vom 18.02.2019