© Jenny WilhelmHerr Rost, letztes Jahr zur Weihnachtszeit hatten Sie – ebenso wie zahlreiche weitere Bürgerinnen und Bürger – mit dem Hochwasser der Mulde zu kämpfen, denn auch die Böhl’schen Wiesen wurde überspült. Kam es zu größeren Schäden?
Mario Rost: Uns alle hat die Hochwassermeldung vor Weihnachten überrascht. An dieser Stelle muss ich ausdrücklich Danke an die Stadtverwaltung sagen, die uns rechtzeitig gewarnt hat. Dadurch konnten wir gemeinsam mit engagierten ortsansässigen Firmen das Vereinsgelände und auch unsere Lagerhalle räumen. Trotzdem ist manches auf dem Gelände zu Schaden gekommen. Der Bauhof hat uns bei der Beseitigung von Treibgut und Müll sehr unterstützt. So konnten wir die Wiesen wieder in einen guten Zustand bringen.
Das klingt nach einem nervenaufreibenden Jahreswechsel?
Mario Rost: Sehr ärgerlich ist, dass wir immer wieder feststellen müssen, wie umständlich Behörden sind, wenn es darum geht, schnelle Hilfe zu leisten. Für die ehrenamtliche Arbeit ist dies kein gutes Zeichen, denn die Vereinsarbeit kann ungeplante Kosten nicht selbst stemmen. Dass der Landessportbund uns an die Landespolitik verweist, ist dabei ebenso ärgerlich und nicht hilfreich. Meiner Meinung nach wird so das Ehrenamt mit Füßen getreten. Wir mussten die Sportstätte wieder aufbauen, damit sie für den Pferdesport nutzbar ist. Auf einer Fläche im Überflutungsgebiet sind Investitionen hier nicht unkompliziert möglich. Es gibt Firmen, die uns unterstützen möchten, aber die Hürden sind enorm. Doch das Training musste ja weitergeführt werden. Um die Beseitigungen kümmerten sich dann auch OBM Matthias Berger und Steffen Richter von der NM Nerchau-Mutzschener Agrar und Service GmbH. Am 22. Juni findet der Grünlandtag mit Jungpferdtag statt. Bis dahin muss der Reitplatz mit Sand hergerichtet sein. Ich bin froh, dass viele Grimmaer hier sofort ihre Hilfe anbieten. Das ist auch ein gutes Zeichen, wie gut der Pferdesport vor Ort akzeptiert wird. Dennoch scheitert man im Ehrenamt immer wieder an Formalitäten.
Unmut herrscht aktuell wegen der Einzäunung des Vereinsgeländes?
© Mario RostMario Rost: Um die Pferde und das Gelände zu schützen, müssen wir dieses einzäunen. Das verärgert manche Bürger. Aber wir müssen die Sportstätte absichern, damit die Pferde nicht auf den Radweg oder noch weiter ausreißen, denn diese Möglichkeit besteht, wenn sich z.B. ein Pferd erschreckt. Leider wird der Platz auch oft als Hundetoilette genutzt. Der Bauhof stellte Hundetoiletten auf, aber trotzdem ändert sich kaum etwas. Die Wiesen sind für die Pferde jedoch auch Futterstätte. Es ist also in beiderseitigem Interesse, dass das Gelände umzäunt ist. Ich finde, hier sollten alle aufeinander mehr Rücksicht nehmen und nicht nur meckern. Gleiches gilt übrigens auch für den Seumepark. Hier schimpfen die Leute über den Zustand, aber zum Subbotnik sehe ich immer nur die gleichen Freiwilligen. Unser Verein überlegt derzeit, neue Bänke aufzustellen, um den Park noch attraktiver zu machen. Allerdings hält uns die Gefahr des Vandalismus noch zurück. Wenn mutwillig beschädigt wird, was andere für die Gemeinschaft aufbauen, ist das absolut unverständlich. Ende April beteiligten sich die Grimmaer Pferdesportler an einem Arbeitseinsatz mit sehr großer Zufriedenheit. Dieses Thema werden wir weiterhin unterstützen und ich würde mich sehr freuen, wenn sich dafür noch mehr Hohnstädter begeistern.
Der gesamte Bereich um die Sportstätte wird derzeit privat weiterentwickelt. Begrüßen Sie dies?
Mario Rost: Ich freue mich, dass junge Leute sich für den Grimmaer Pferdesport engagieren und etwas bewegen wollen. Dass manche dies behindern, macht mich wütend. Jeder hatte im Vorfeld die Möglichkeit, seine Bedenken oder Ideen vorzubringen. Es gab konstruktive Runden, aber diejenigen, die jetzt schimpfen, waren bei den Gesprächen nie anwesend. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die dort wohnen, alle an einem Strang ziehen. Wir haben die Chance, hier in Grimma etwas Großes für den Pferdesport aufzubauen, denn die Bedarfe nach entsprechend ausgestatteten Sportstätten sind groß. Das wäre auch für die Außenwirkung Grimmas ein großer Vorteil.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Pferdesports in Grimma?
Mario Rost: Es muss für die Ehrenamtler Unterstützung da sein, denn ohne sie geht es nicht. Die Bundes- und Landespolitik sollte Vereine und kleine Veranstaltungen unbürokratisch unterstützen und Verantwortlichkeiten nicht hin und herschieben. Zudem macht auch uns die massive Preiserhöhung in den meisten Bereichen im Leben sehr zu schaffen. Wir arbeiten sehr gut mit dem Heimatverein Bahren zusammen und auch die Stadtverwaltung hilft uns, wo sie kann. Aber auch auf die Unterstützung von Firmen und Sponsoren sind der Verein und der Pferdesport in Grimma stark angewiesen. Ich wünsche mir also vor allem wieder ein besseres Miteinander – gern auch mal bei einem gemeinsamen Grillnachmittag. Früher haben alle aufeinander geachtet. Heute sieht jeder nur noch sich. Das muss sich wieder ändern. Ich ziehe den Hut vor allen, die Veranstaltungen organisieren, weil dafür so vieles zu beachten ist. Und ich finde, dass sollte generell gewürdigt werden, nicht nur im Pferdesport.
Apropos Veranstaltungen: Was steht neben dem Grünlandtag im Grimmaer Pferdesport denn dieses Jahr noch auf dem Programm?
© Mario RostMario Rost: Vom 9. bis 11. August organisiert der Kavallerieverband gemeinsam mit unseren Grimmaer Husaren ein Biwak. Vom 6. bis 8. September findet wieder das beliebte Grimmaer Kinderreitfest statt. Die Besucher dürfen sich hier auf besondere Pferdenacht freuen. Außerdem bereiten wir uns schon auf das 825. Grimmaer Stadtjubiläum im nächsten Jahr vor. Wir wollen viel für Grimma und den Pferdesport tun – uns sollten nur keine Steine in den Weg gelegt werden. Für unsere Veranstaltungen sowie für den Wiederaufbau der Sportstätte suchen wir nach wie vor noch Sponsoren, vor allem im materiellen Bereich.
Herr Rost, wir danken Ihnen für das Gespräch und Ihr Engagement und wünschen gutes Gelingen für alles Bevorstehende.