Die Hochwasserschutzanlage überzeugte die Jury. "Die sächsische Landestalsperrenverwaltung als Bauherr und die Arbeitsgruppe Hochwasserschutz der Technischen Universität Dresden unter Leitung von Prof. Thomas Will als Planer haben in Grimma Grandioses auf die Beine gestellt", sagte Staatsminister Thomas Schmidt bei der Preisverleihung in Dresden. "Ein Bauwerk mit großem Mehrwert für die Stadt. Herzlichen Glückwunsch nach Grimma!", gratulierte der Staatsminister.
Das internationale Preisgericht begründet seine Entscheidung wie folgt: Von dem Jahrhunderthochwasser 2002 waren große Teile der Grimmaer Altstadt betroffen. Die immensen Schäden führten zu dem Entschluss, die Stadt durch eine Schutzanlage vor künftigen Fluten der Mulde zu bewahren. Dies erforderte aufgrund der Lage in einem engen Tal umfangreiche Ingenieurbauwerke, die den zerstörerischen Kräften des Wassers widerstehen können. Das Projekt ‚Hochwasserschutzanlage für Grimma an der Mulde‘ erhält den Sächsischen Staatspreis für Baukultur 2022, weil es in außergewöhnlicher und beispielhafter Weise zeigt, wie eine solche standortbedingte Komplexität durch behutsame integrierte Planung angegangen werden kann. Der Hochwasserschutz wird durch eine massive Schutzmauer und weitere technische Anlagen sichergestellt. Ein wesentlicher Punkt ist die Schaffung vielfältiger, qualitätsvoller öffentlicher Freiräume in einem Projekt, das zunächst vor allem der Lösung technischer und ökologischer Probleme dienen sollte. Die Hochwasserschutzanlage in Grimma macht deutlich, welche prägende und positive Rolle Architektur und Ingenieurbau bei der Erhaltung, Umwandlung und Schaffung von öffentlichen Räumen spielen können.
Der Staatspreis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Ein Preisgeld in Höhe von je 10.000 Euro erhalten zu gleichen Teilen der Bauherr, die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (Betrieb Elbaue/Mulde/Untere Weiße Elster) und der Entwurfsverfasser, die Arbeitsgruppe Hochwasserschutz der TU Dresden unter Leitung von Herrn Prof. Thomas Will.
Staatsminister Thomas Schmidt: "Ich erinnere mich noch gut an die Jahrhundertflut 2002, bei der Grimma besonders stark betroffen war. Eine ganze Stadt unter Wasser, Zerstörung überall, Menschen in Gefahr, aber auch die große Hilfsbereitschaft und Solidarität aus ganz Deutschland. Das hat sich alles tief in das sächsische Gedächtnis eingebrannt. Was nun vor Ort daraus gemacht wurde, ist beeindruckend. Sie haben eine Anlage entwickelt, die nicht nur schützt, sondern im Hinblick auf Baukultur neue Maßstäbe setzt. Experten aus der ganzen Welt, Kamerateams und Journalisten kommen inzwischen nach Grimma, um sich diese innovativen und vielschichtigen Schutzbauwerke gegen eine erneute Überflutung der Stadt durch die Mulde anzuschauen und davon zu lernen. Hier wurde ein Stück Zukunft gebaut. Herzlichen Glückwunsch für diese Leistung."
Das Motto des diesjährigen Wettbewerbs lautete »Orte des Miteinanders – Lebendig und Verbindend«. Er wurde gemeinsam mit der Architektenkammer Sachsen und der Ingenieurkammer Sachsen ausgelobt. Insgesamt wurden 73 Beiträge eingereicht. Das Preisgericht hat darüber hinaus vier weitere Wettbewerbsbeiträge für eine Anerkennung ausgewählt. Mit je 2 500 Euro wurden ausgezeichnet: die Skateanlage Parkallee Leipzig-Grünau, die Kirche Canitz, Kegelbahn Wülknitz und das Ourhaus – Kooperatives Wohnprojekt im Leipziger Westen. Der Sächsische Staatspreis für Baukultur wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Baukultur in Sachsen verliehen. Er würdigt sowohl die Werke als auch ihre Urheber. Mit dem Staatspreis werden Bauvorhaben ausgezeichnet, die einen sichtbaren und erlebbaren Beitrag in Sachsen leisten. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben.