im Vordergrund: Naubergs-Höhe, Vorgängerbau der Gattersburg, um 1867© unbekannt/Archiv Stadt Grimma
Darin schrieb er: „[...] Wir kamen über immer noch ziemlich flachem Lande gegen Abend nach Grimma. […] Denke Dir unser Erstaunen, als wir uns dicht vor den Toren dieser Stadt plötzlich in der Mitte eines Gebirges sahen. Dicht vor uns lag eine Landschaft, ganz wie ein transparentes Stück. Wir fuhren auf einem […] schönen Wege, der auf der hal- ben Höhe eines Felsens in Stein gehauen war. Rechts der steile Felsen selbst mit überhängendem Gebüsch, links der schroffe Abgrund, der den Lauf der Mulde beugt, jenseits des reißenden Stromes dunkel-schwarze hohe belaubte Felsen, über welche in einem ganz erheiterten Himmel der Mond heraufstieg. Um das Stück zu vollenden, lag vor uns am Ufer der Mulde auf einem einzelnen hohen Felsen ein zweitstock hohes, viereckiges Haus, dessen Fenster sämtlich, wie absichtlich, erleuchtet waren. Wir konnten nicht erfahren, was diese seltsame Anstalt zu bedeuten habe, und fuhren immer mit hochgehobenen Augen daran vorbei, sinnend und forschend, wie man bei einem Feenschlosse vorbei- geht. So reizend war der Eingang in eine reizende Nacht. Der Weg ging immer am Ufer der Mulde entlang, bei Felsen vorbei, die wie Nachtgestalten vom Mond erleuchtet waren. Der Himmel war durchaus heiter, der Mond voll, die Luft rein, das ganze herrlich. […]“ Beschrieben ist die Strecke vom Colditzer Weg in die Altstadt. Das viereckige Haus war die Naubergs-Höhe.
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Heinrich von Kleists Erinnerungen an Grimma
Heinrich von Kleists Erinnerungen an Grimma
Der bedeutende Dramatiker Heinrich von Kleist (1777- 1811), der
unter anderem durch sein Lustspiel „Der zerbrochene Krug" berühmt wurde,
reiste im Sommer 1800 mit seinem Freund Ludwig von Brockos von Potsdam
nach Dresden. Regelmäßig schrieb er auf der Reise Briefe an seine Braut. Ei-
nen Brief schickte er aus Grimma ab.