Bau der Hängebrücke 1924© Archiv/KreismusemAm 14. Mai 1876 wurde unterhalb des Knöchelfelsens, am Fuße der Gattersburg, eine nach den Plänen des Baumeisters Louis Barthel errichtete Tonnenbrücke in Betrieb genommen. Diese Schwimmbrücke ruhte auf über 100 Tonnen (Fässern) und war mit Drahtseilen an beiden Ufern befestigt. In der Regel konnte sie nur von Ostern bis in den Spätherbst genutzt werden. Außer dieser Zeit wurde sie zum linken Ufer eingezogen. Dies geschah auch während der saisonalen Nutzung, wenn sich ein Hochwasser ankündigte. Nachdem die Schwimmbrücke erstmal im September 1906 nicht rechtzeitig vor dem Hochwasser eingezogen werden konnte und sie deshalb zerstört und fortgerissen wurde und sich dies am 5. Oktober 1922 wiederholte, war man bestrebt, nach 46-jähriger Nutzung keine Tonnenbrücke mehr zu installieren. Trotz anfänglicher Widerstände von Bürgern sowie des Vereines “Sächsischer Heimatschutz“, die eine “Verunstaltung der Landschaft“ befürchteten, beschlossen die damaligen Stadtväter Anfang 1924 den Bau einer Tragseilhängebrücke, die ganzjährig - ohne jährlichen Auf- und Abbau - genutzt werden kann. Den Auftrag dazu erhielt die Firma A. Bleichert & Co aus Leipzig. Der Brückenbau erfolgte sehr zügig und konnte schon nach wenigen Monaten vollendet werden. Am Sonntag, 12. Oktober 1924, wurde die nunmehr längste Drahtseilhängebrücke Sachsens vom Bürgermeister Dr. Hornig, im Beisein Tausender Bürger, für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Die Brücke überspannt seitdem mit 80 Meter Länge, 1,80 m breit, die Vereinigte Mulde.
Am Nachmittag des 15. April 1945 wurde von einem Sonderkommando der Wehrmacht, neben der Steinbrücke und dem Rabenstein Bahnviadukt, auch die Hängebrücke gesprengt. 1948 begann die Firma Bleichert mit dem Wiederaufbau der Hängebrücke. Zu Pfingsten 1949 konnte sie endlich wieder genutzt werden. Die Jahrhundertflut vom 10. Juli 1854 überstand sie schadlos. Am 13. August 2002 allerdings tauchte sie erstmals voll in der Flut ein und wurde dabei stark beschädigt. Die Tragseile hielten aber stand. Einen erneuten Flutschaden erlitt sie beim Hochwasser am 3. Juni 2013. Diesmal wurde sogar der waldseitige Brückenpfeiler in Mitleidenschaft gezogen. Seitens der Stadtverwaltung wurde im Mai 2014 die Vergabe der Planungsleistungen für die Schadensbeseitigung beschlossen und danach die Brücke erneut repariert. Von einer eventuellen Höherlegung wurde aus nachvollziehbaren wirtschaftlichen Gründen Abstand genommen. „Hoffen wir, dass die Hundertjährige uns noch viele Jahre erfreut und vor weiteren Schäden verschont wird.“
Bauplan Hängebrücke 1924, Adolf Bleichert & Co.© Archiv/Kreismuseum Grimma