In Grimma existierte 75 Jahre lang eine Freimaurerloge. Vor 80 Jahren wurde die Loge aufgelöst. Der Grimmaer Peter Fricke gab nun eine kleine Schrift heraus, in welcher der hiesigen Freimaurerei von ihren Anfängen bis zu Auflösung der Loge nachgegangen wird.
Die im frühen 18. Jahrhundert aufkommenden Freimaurerlogen waren Keimzellen für aufklärerische Ideen und erlebten bis zum frühen 19. Jahrhundert eine erste Blütezeit. Dem Geist der Aufklärung entsprechend folgen die Freimaurer den fünf Grundprinzipien: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Durch ständige Arbeit an sich selbst sollen die Mitglieder, die sich im oben genannten Sinne Brüder nennen, sich ermahnen, im Sinne dieser Prinzipien zu leben und zu handeln, um dadurch bessere Menschen zu werden und eine bessere Menschheit zu schaffen. In Grimma fanden sich seit 1848 Freimaurer zunächst in einem Club zusammen. Aufgrund der großen Entfernungen zu ihren Mutterlogen wuchs bald der Wunsch nach einer eigenen Loge, der sich jedoch erst nach längeren Anlaufschwierigkeiten 1858 erfüllte. In der Öffentlichkeit trat die Loge zunächst durch Armenunterstützung in Erscheinung. Ihr erstes Domizil, genannt "Albert zur Eintracht", befand sich über der Schindler'schen Gaststätte am Markt. Ab 1861 konnten diese Räumlichkeiten nicht weiter genutzt werden. Der Bau eines eigenen Logenhauses in der Schulstraße 17 wurde beschlossen, das 1862 eingeweiht wurde. Auch dieses wurde aufgrund der steigenden Mitgliederzahl bald zu klein. Das Haus wurde umgebaut und 1908 zur 50-Jahr-Feier der Loge offiziell erneut eingeweiht. Während des Ersten Weltkriegs war die Tätigkeit der Loge stark eingeschränkt. Die Räume wurden von anderen Vereinen der Stadt genutzt. Mitte der 1920er Jahre normalisierte sich der Logenbetrieb und die Mitgliederzahl erreichte ihren Höchststand. Das für 1933 geplante große Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen konnte jedoch nicht mehr stattfinden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten folgte ein Verbot der Freimaurerei. Das Logenhaus wurde 1935 in ein Parteiheim der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umgewandelt. Die NSDAP ging nicht nur gegen die Freimaurer-Vereine, sondern auch gegen deren Mitglieder vor. Es gab Postenverbote für ehemalige Freimaurer, um diese aus dem öffentlichen Leben zu entfernen. In Grimma betraf dies beispielsweise den Direktor der Bürgerschule oder den Vorsitzenden des Schwimmvereins.
Nach dem Krieg diente das Gebäude zunächst als Geschäftsstelle des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes und seit 1953 als Sitz des örtlichen Roten Kreuzes. Durch diese Nutzung wurden tiefgreifende Umbauten nötig, die das Aussehen des Gebäudes nachhaltig veränderten. Im rechten Flügel wurde eine Durchfahrt eingebrochen und das zweigeschossige Gebäude durch den Ausbau des Dachgeschosses optisch aufgestockt. Bestrebungen zur Wiedererrichtung der Grimmaer Loge sind nicht bekannt und eine solche war, auch wegen des weiterbestehenden Verbots in der Sowjetischen Besatzungszone, nicht mehr realistisch. Erst nach der politischen Wende 1989 kam es formal von 1992 bis 1998 zu einer Neugründung, die jedoch keine Logentätigkeit entfaltete.
Mehr zur Grimmaer Loge und den unter ihrer Aufsicht stehenden Clubs in Leisnig, Colditz und Mutzschen bietet das Buch, welches in der Buchhandlung Bücherwurm am Markt erhältlich ist.