Im Naturschutzgebiet Döbener Wald/ Fuchslöcher zwischen Grimma und Nerchau spielen die Porphyrfelsen an der Straße zwischen dem Schloss Döben und dem Ortseingang Golzern eine große Rolle: es ist säulenförmig abgesetzt. Als die Krone davon sehen wir die „Feueresse Döben“ - sie ist eine knapp 10 Meter hohe; massive Säule 40 oder 50 Meter über der mäandrierenden vereinigten Mulde und ein seit langem exponierter Aussichtspunkt. Die erste Darstellung wurde um 1820 als Lithografie gedruckt. Aktuelle Fotografien gibt es nicht mehr, weil die „Nadel“ völlig zugewachsen ist! Einige für das Dorf Engagierte bemühten sich, dieses verwachsene Symbol wieder sichtbar zu machen. Wir haben uns zweimal an die Landes -Naturschutz -Verwaltung gewandt und gebeten, soviel Aufwuchs auszuschneiden, dass die Feueresse wieder sichtbar wird. Die Ansinnen wurden harsch abgelehnt, wahrscheinlich ohne die Situation gesehen zu haben. An der teilweise schwierig zu begehenden, nicht markierten Abbruchkante entlang führt flussabwärts ein sehr schöner Weg, der möglichst nur bei trockener Witterung vorsichtig begangen werden sollte! Es reicht nicht einmal zu einem Naturschutz- und Verbotsschild. Was nützen uns aber die Naturdenkmale, wenn sie geschützt werden sollen, sie aber keiner sehen kann, sie müssen erlebbar sein.
Eine Landschaft
Oberhalb der Felsensäule, die nur schwer erreicht werden kann, gibt es das gut zu erreichende „Döbener Belvedere“ mit den beiden Mäandern in der weiten Dornaer Muldenaue. Der Ur-Fluss hatte einen großen Stau vor dem Porphyrriegel Kluftberg und der Feueresse, ehe er den Durchbruch geschafft hatte. In der hochwassergefährdeten Aue liegen jüngere Schwämmlehme, beiderseits auf den hängen blieben Muldenschotter liegen, die nach dem Durchbruch nicht mehr mitgerissen wurden! Ein bisschen schwer zu verstehen! Die Natur wirkt eben anders, als wir sie zu verstehen glauben! Selbst der Bahrener Ginsterberg ist so eine Hinterlassenschaft der Ur-Mulde! Hoch über den heutigen hängen der Mulde liegen Bohlen und Hohnstädt: letzteres an den 3 Türmen gut erkennbar. Dicht neben der Kirche und dem Wasserturm leuchtet das bekannte Göschenhaus hervor. Die Silhouette prägt den Hengstberg - oder das was davon noch übrig ist. Dort wird seit mehr als reichlich 100 Jahren ständig der blaue Hengstbergporphyr gebrochen. Nach 1845 begann dort, dass bald verbreitete Pflasterstein schlagen. In riesigen Mengen wurde Schotter und Splitt gebrochen, dank des Eisenbahnanschlusses überall hin verfrachtet. Auf einer sandigen Landzunge siedelten in den 1920 er Jahren die ersten „Leipziger Sommerfrischler“. der Böhlener Fährmann Bär erfand für die locker bebaute Siedlung den bald akzeptierten etwas überzogenen Namen „Loreley“. Bei jedem Hochwasser wird die exponierte Lage der Feueresse gegenüber mit nassen Füßen bezahlt. Wer die Autobahn im vielen Grün sucht, kann es manchmal von da rauschen hören. Seit den 70er Jahren für die Autobahn Leipzig - Dresden durch die harmonische Landschaft. Es folgt das kleine Bahren und dahinter - wieder rechts der Mulde - liegt Nerchau. Etwas verdeckt lässt sich die selbst für Sachsen einzigartige, ländliche Industrieinsel der ehemaligen Papierfabrik Golzern erkennen. in Döben führt eine echte Sackgasse bis zum letzten Hause, ein guter Fußweg von da aus zur Aussicht. Besucher sind Wander- und Naturfreunde, die sich nicht nur am reichlich vorkommenden Rippenfarn und Wachtelweizen wie den wechselnden Ausblicken erfreuen Sie umwandern den größten sächsischen Viereckwall; dessen vierte Seite der sehr steile Abfall zur Mulde hinunter bildet. Es gehört Phantasie dazu, sich die landwirtschaftlich genutzte Innenfläche als rundherum befestigte Fluchtburg und die Felsennadel als Kultplatz.
Porphyr
Vor 250 bis 300 000 000 Jahren – ging das Erdmittelalter zu Ende. Es brodelten Gesteinsschmelzen und Vulkanausbrüche von unvorstellbaren Ausmaßen bestimmten das Bild der sich sehr langsam entwickelten Erde. Vulkane warfen Gesteinsschmelzen Kilometer hoch aus und wenn sie sich abkühlten, wuchsen aus den verschiedenen darin enthaltenen Mineralien kleine Kristalle. Die Hauptbestandteile sind immer weißer Quarz gelblicher Feldspat und etwas glänzender
Glimmer mit sehr verschiedenen Beimischungen, so wechselt selbst innerhalb eines Bruches die Farbe des Gesteins. An einer Stelle beim heutigen Rochlitz – keiner weiß wo sie genau war- förderte ein Vulkan sein Gemisch, das Asche genannt wird und warf sie Kilometerhoch aus. Die drang etliche Meter tief in die Schmelze ein und macht das Gestein rötlich – fleischfarben und etwas porös – so kamen wir zum berühmten Rochlitzer Porphyrtuff! Wir finden daneben noch den Rochlitzer Porphyr, der den anderen ähnelt, wie alle, einer den anderen, All die Laven erstarrten in geologischen Zeiträumen. An der Erdoberfläche oder dicht darunter. So kamen wir zu unseren Gebirgen und Felsen, die alle der ständigen Verwitterung unterliegen. Nach den großen Vulkanischen Tätigkeiten im Perm trat keine Ruhe ein, die Erdkruste wurde ge- und Zerbrochen, Gebirge und Meere entstanden und vergingen. Die unterdessen starren Felsen zerbrechen und verrußen. Überall gibt es in den Gesteinen Klüfte, Spalten, Abbrüche, Verwerfungen. Die Geologie beschäftigt sich hier seit den 1960 er Jahren intensiv mit Porphyren. Hier wird unterschieden zwischen Gattersburger- und Neumühlenporphyr – sie kennt den Nimbschener- und den Schwemmteichporphyr. Die Oberfläche der Feueresse sieht teilweise schwarz aus -durch Mangan oder Eisenoxide gefärbt. Alle Schornsteine waren „Essen“, auch die hohen Fabrikschornsteine. Namen und Zeit sind nur Hilfen, sich abstrakt zu orientieren, konkret kann sich niemand die Prozesse vorstellen, sie lassen sich nur beschreiben. Die feinen Unterschiede werden den Fachleuten erst durch Dünnschliffe und unter Mikroskopen sichtbar. Jahrhunderte hindurch brach man Steine überall dort, wo sie am einfachsten und leichtesten zu erreichen waren. Die Feueresse wurde bis zur Einführung des Reichsnaturschutzgesetzes 1935 von der Leipziger kletterschule besucht, die hier mit Risskletterei an der Nordseite der Feueresse ihre schwierigsten Aufgaben löste. Die meist kleinen Brüche wurden nach dem Bauboom des späten 19. Jahrhunderts geschlossen, sie scheiterten meist an Transportproblemen. Die offen gelassenen Steinbrüche sind nicht nur geologische Aufschlüsse, sie beleben vielfach die Natur, nicht zuletzt sind sie Zeugen der Arbeit vergangener Generation. Das Naturschutzgebiet an der vereinigten Mulde kann als eines der landschaftlich abwechslungsreichsten und exponiertesten angesehen werden.