© Redokart - David RiegerBevor in Grimma eine Steinbrücke über die Mulde errichtet wurde, gab es schon eine Holzbrücke, die zwar erst 1292 erstmalig urkundlich erwähnt wurde, aber lange vorher bestanden haben muss. Diese wurde 1547 im Schmalkaldischen Krieg sowie 1637 im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Erst nahezu achtzig Jahre später erhielt Grimma eine Steinbrücke, über deren Planung und Bau Georg Joachim Göschen im Mai 1813 in seiner Zeitung, dem "Grimmaischen Wochenblatt für Stadt und Land", einen chronologischen Überblick von 1700 bis 1728 unter der Überschrift "Geschichte der Brücke in Grimma" veröffentlichte. In der Chronik von Grimma schreibt Lorenz, dass Georg Ermel, Rektor der Landesschule von 1710 bis 1736, damals einen ausführlichen Bericht über den Bau der Brücke geschrieben hat und dass eine Abschrift davon 1813 in Göschens Zeitung abgedruckt wurde. Hier eine Zusammenfassung dieses Berichts.
Am 2. März 1700 hatten sich Rat und Bürgerschaft von Grimma an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. den Starken, mit der Bitte gewandt, die Brücke wieder aufbauen zu dürfen. Doch vierzehn Jahre lang geschah nichts oder nicht viel, obwohl der Kurfürst schon Quadersteine und Holzstämme hatte heranschaffen lassen. Außerdem hatte er zwei Kommissare und 1704 eine Kommission nach Grimma geschickt, um den Standort der Brücke zu besichtigen und über den Baubeginn zu beraten. Aber wegen des Nordischen Kriegs (1700-1721), in dessen Verlauf schwedische Truppen 1706/1707 in Sachsen überwinterten und dem Land Kosten von mehr als 35 Millionen Reichstalern verursachten, konnte der Bau noch nicht begonnen werden. Erst im Mai 1714 erging ein Befehl des Kurfürsten an zwei hohe Hofbeamte und einige Amtsleute von Grimma, mit dem Bau zu beginnen. Daraufhin kam die Kommission mit dem Oberbaumeister (ab 1718 Oberlandbaumeister) Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) und Amtsleuten umliegender Städte zusammen, um den Bau anzuordnen und über die Fuhr- und Geldleistungen zu beraten. Da der Rat der Stadt aber nicht genügend Geld hatte, sagte er sich von dem Bau los und übergab ihn dem Kurfürsten. Dieser erteilte Pöppelmann den Auftrag zum Brückenbau. Nach dem Baubeginn wurden von allen Bürgern Leistungen gefordert. Fuhren von den Pferdnern und Geld von den anderen Einwohnern. Nachdem Ende Januar 1715 die ersten Steine für die Brücke aus dem Rochlitzer Steinbruch ange- kommen waren, wurde am 1.Juli 1716 am Stadttor beim Schießhaus (später Schützen-, Volkshaus) der erste Grundstein als Baubeginn gelegt. Gleichzeitig wurde eine hölzerne. Laufbrücke zum Transport der Baumaterialien über die Mulde errichtet.
© Thomas BraunIm nächsten Jahr schien der Bau wegen Geldmangels beim Rat und in Dresden zu stocken. Erst am 15. Juli 1717 wurde der Grundstein für den Mittelpfeiler gelegt. Um den Fluss stärker zum jenseitigen Ufer zu leiten, musste diese Seite von vierzig Gefangenen aus Dresden abgetragen werden. Am 10. November 1718 wurde der Schlussstein am letzten Brückenbogen gesetzt. Damit war der steinerne Hauptbau bis auf einige äußere Arbeiten abgeschlossen. Leider kam es bei den Bauarbeiten auch zu einigen Unfällen. Im Steinbruch über der Mulde wurde ein Arbeiter von einem Stein erschlagen, beim Heben des hölzernen Mittelteils stürzten vier Zimmerleute in die Mulde und konnten erst bei Dorna gerettet werden. Im Januar 1719 riss das Eis ein Stück vom Eckstein des zweiten Pfeilers weg, obwohl große Steine zum Schutz gegen Eisschollen an die Seiten und Ecken der Pfeiler gelegt worden waren. Am 28. Januar 1719 beendeten die Zimmerleute das Heben des hölzernen Mittelteils. Beim Aufsetzen der Richtkrone hielt der Polier George Stürzkober eine kurze Rede, in der er an die Zerstörung der Brücke vor fast hundert Jahren erinnerte, dem Kurfürsten, Herrn Pöppelmann und allen Arbeitern dankte und mit Versen voll Lob und guten Wünschen: "Zum Schlussbefehl ich in Gottes Hand/ Diesen Bau. Alles Unglück sei davon abgewandt." Damit waren aber die Arbeiten an der Brücke noch nicht ganz beendet, sondern wurden bis 1725 fortgesetzt. Der Mittelteil erhielt ein Schindeldach, und auch die Maurer- und Steinmetzarbeiten gingen weiter. 1721 wurde das Brückengeländer angebracht und das Haus für den Brückenschreiber gebaut. Zum Schutz der Pfeiler vor dem Hochwasser mussten immer wieder große Steine in den Fluss gelegt werden. Mehrmals wurden an beiden Ufern die Wiesen abgegraben und Weichen in den Fluss gebaut, um die Strömung von der Stadtseite abzulenken.
Am 5. August 1724 konnte auf der rechten Brückenseite der Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Wappenstein, an dem ein Bildhauer aus Dresden seit 1718 gearbeitet hatte, auf das Postament gesetzt werden, und im August 1725 wurde das Wappen poliert und vergoldet. Damit war der Brückenbau endgültig beendet. In den folgenden drei Jahrhunderten gingen die guten Wünsche vom Richtfest 1719 leider nicht in Erfüllung. Die Brücke wurde noch mehrmals durch Kriegseinwirkungen und Hochwasser beschädigt. In den Befreiungskriegen 1813 und 1945 am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Mittelteil zerstört, und das gewaltige Hochwasser am 13. August 2002 beschädigte die Brücke so furchtbar, dass sie erst nach zehn Jahren wieder genutzt werden konnte. Auf der Brücke befindet sich eine Replik des Wappensteins. Das Original befindet sich im Rathaus Grimma.