Im Herbst 2021 konnte ein batteriebetriebener Zug am Grimmaer Bahnhof begrüßt werden. Der ZVNL testete die Strecke. © Stadt Grimma Grimma wird ab 2026 an das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz angeschlossen. Die S1 bedient unter anderem die Bahnhöfe Grünau und Plagwitz in Leipzig, die Haltestellen am Leipziger City-Tunnel wie Hauptbahnhof und Bayrischer Bahnhof, die Alte Messe, das Paunsdorf-Center, Borsdorf, Grimma. Großbothen, Tanndorf bis Döbeln. Zum Einsatz kommen Fahrzeuge vom Typ Mireo Plus B von Siemens mit jeweils 100 Sitz- und 169 Stehplätzen.
Durch die neue Streckenführung der S 1 wird eine Direktverbindung zwischen dem Westen Leipzig bis in den Norden des Landkreises Mittelsachsen mit Ausstiegsmöglichkeiten in der Leipziger Innenstadt geschaffen. Das bedeutet eine deutliche Verbesserung der Nahverkehrsanbindung für die Bewohner der Regionen Grimma und Döbeln, insbesondere für Berufspendler. Bisher wird dieser Streckenabschnitt durch die Linie der Regional-Bahn 110 bedient, die dann in der S1 aufgeht.
Voraussetzung für die Einbindung des Muldentals in das S-Bahn-Netz ist die Beschaffung von umweltschonenden, batterieelektrischen Schienenfahrzeugen. Zu diesem Zweck hatte der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) Ende 2021 die Gründung der "ZVNL Schienenfahrzeug GmbH" beschlossen, welche mit Strukturwandel-Fördermitteln 16 batterieelektrische Züge erwerben und an die DB Regio verpachten wird. Dieselbetriebene Züge, wie sie derzeit auf der nichtelektrifizierten Strecke "Leipzig – Grimma – Döbeln" im Einsatz sind, dürfen den City-Tunnel nicht durchfahren.
Die Verkehrsverträge laufen vom 13. Dezember 2026 bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2038. Dass die DB Regio AG den Zuschlag für die Betreibung der S-Bahn-Linie "Leipzig-Grimma-Döbeln" erhielt, beschloss die Verbandsversammlung des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) im Juli 2023. Es erfolgte eine europaweite Ausschreibung.
Verlauf der S-Bahn-Linie S1 ab 2026.© ZVNL
S-Bahn: Faktenlage Pro und Kontra
Die Anbindung an das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz ab 2026 bringt einen positiven Image-Effekt mit sich. Denn Orte, die nicht an einen leistungsfähigen ÖPNV angeschlossen sind, werden in der äußeren Wahrnehmung eher als abgehängt wahrgenommen. Grimma ist das letzte Mittelzentrum in der Leipziger Region ohne S-Bahn-Logo auf dem Streckenplan der Bahn. Doch was bedeutet der S-Bahnanschluss für Grimma, was bedeutet das für mich?
Positiv zu bewerten ist:
+ die Leipziger Innenstadt ist durch die Anbindung an den City-Tunnel direkt zu erreichen.
+ Um- und Ausstiege in andere S-Bahnlinien auf dem Leipziger Hauptbahnhof sind bequemer
+ Der Fahrplan verrät, dass die S-Bahn fast rund um die Uhr fährt. Das macht die Verbindung für Pendler, Ausflügler und Feierwillige attraktiv.
+ die Zonen-Tarife des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes gelten auch für die S-Bahn-Verbindungen. Es gibt also keinen S-Bahn-Zuschlag oder andere Abweichungen vom Preis.
+ Die modernen Züge fahren mit Strom aus der Batterie. Das ist für die Umwelt gut, spart CO² und mindert den Lärm an der Strecke.
+ Die DB-Regio bedient alle S-Bahn-Linien im Mitteldeutschen Verkehrsnetz. Das Know-How ist gleichzeitig ein Qualitäts- versprechen und steht für Zuverlässigkeit. Zudem ist das Unternehmen auf Grund der Mitarbeitergröße flexibler in der Personalverfügbarkeit.
+ die modernen Triebwagen sind auf die Bedürfnisse der Kundschaft eingestellt. Sie sind größer, haben mehrere Einstiege und bieten mehr Platz für eingeschränkte Menschen, Kinderwägen und Fahrräder.
+ Für Unternehmen ist ein S-Bahn-Anschluss ein wichtiger Standortfaktor.
Dem gegenüber steht:
- die Taktung nach Großbothen beziehungsweise Döbeln wird sich nicht verändern. Es bleibt bei einer stündlichen Weiterfahrt in Richtung Mittelsachsen.
- wählt man den Leipziger Hauptbahnhof als Ziel, ist man rund zehn Minuten länger unterwegs, als wenn man heute in die Bahn nach Leipzig einsteigt. Die längere Fahrzeit kommt zustande, da die südöstlichen Stadtteile sowie die Innenstadt angefahren werden.
Resümee: Es kommt darauf an, wo man hin möchte. Leipzig-Grünau erreicht man ohne umzusteigen. Am Völkerschlachtdenkmal ist man innerhalb von 30 Minuten. Wesentlich kürzer als im Vergleich zur jetzigen Verbindung. Der S-Bahn-Anschluss ist eine gute Aussicht und ein echter Zugewinn, sei es in der Wahrnehmung oder in der Mobilität. Für Pendler ist die größere Auswahl an Ausstiegs- und Umstiegsmöglichkeiten sehr attraktiv.