© Sven Möhring/UmweltamtEnde Juni hat Sachsens Umweltminister zehn im Naturschutz ehrenamtlich Tätige aus allen Teilen Sachsens mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet und deren weit überdurchschnittliches Engagement gewürdigt. Den Rahmen bot das Jahrestreffen ehrenamtlicher Naturschutzhelferinnen und -helfer in Rochlitz.
Aus diesem Anlass hob der Minister die herausragende Bedeutung des Ehrenamtes für den Erhalt der biologischen Vielfalt hervor. Günther: »Die so genannte Biodiversitätskrise, also vor allem der drastische Rückgang der Arten, ist neben der Klimakrise und der Umweltverschmutzung eine der globalen Umweltkrisen. Um dem Artensterben konkret zu begegnen, braucht unsere Gesellschaft Menschen aus ihrer Mitte, die sich intensiv für den Naturschutz einsetzen. Denn die ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer sind Multiplikatoren ihrer Sache. Sie kennen ihre Heimat, sind vernetzt, vermitteln Wissen, schaffen Bewusstsein und arbeiten ganz praktisch für den Erhalt von Lebensräumen. Hinzu kommt: Die Artenkenntnis, das ökologische Wissen und der praktische Einsatz vor Ort helfen auch dem amtlichen Naturschutz. Mein herzlicher Dank gilt allen heute Geehrten und den vielen weiteren engagierten Menschen in Sachsen.«
Unter den zehn Geehrten gehörte auch Uwe Seidel (63 Jahre) aus dem Grimmaer Ortsteil Kleinbothen.
Seit 01.08.2002 ist Uwe Seidel als ehrenamtlicher Naturschutzhelfer im Auftrag des Landkreises Leipzig aktiv. Sein Schwerpunkt liegt inzwischen in der Betreuung der Weißstörche im ehemaligen Regierungsbezirk Leipzig, in welchem er inzwischen als Bezirksweißstorchbetreuer aktiv ist. Aber auch als Biberbetreuer ist er im Landkreis Leipzig unterwegs, besonders im Bereich der Mittleren Mulde oberhalb von Grimma. Für den praktischen Weißstorchschutz ist Uwe Seidel ein Glücksfall. Seine beruflich erlangten Fähigkeiten (v.a. als Schweißer), kann er beim Bau von Horstunterlagen perfekt einsetzen. So schweißt er Horstunterlagen selbst, um diese passgenau auf hierfür vorgesehene Dächer, Masten oder Schornsteine aufbringen zu lassen. Berufliche, aber auch in seiner Funktion als Bezirksweißstorchbeauftragter geknüpfte Kontakte ermöglichen es ihm, auch unkompliziert, außerhalb jeglicher Bürokratie, schnelle Hilfe für „Meister Adebar“ zu organisieren. Sei es, wenn eine Hebebühne kurzfristig benötigt wird oder wenn es darum geht, dass der Energieversorger eine Leitung abschaltet, um „wild“ bauenden Störchen unter die Flügel zu greifen. Mit Eintritt in den wohlverdienten beruflichen Ruhestand widmet sich Uwe Seidel noch intensiver seinen Schützlingen. Der „älteren Semestern“ sehr vertraute Spruch: „Rentner haben niemals Zeit“ ist bei ihm wortwörtlich zu nehmen. Unzählige Stunden investiert er in den Weißstorchschutz. Nicht nur praktische Aufbauarbeit, auch die Kontrolle der Horste, das Kontakthalten zu Anwohnern oder Horsteigentümern sind Teil seiner unermüdlichen Tätigkeit. Ein weiterer – inzwischen immer bedeutender werdender – Aspekt ist die Öffentlichkeitsarbeit und die damit verknüpfte Nutzung der digitalen Medien. Die von ihm mit initiierte und ins Leben gerufene Internetseite www.sachsenstorch.de hat innerhalb kürzester Zeit weit über die Landesgrenze hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Tagaktuelle Informationen zu Weißstörchen im Regierungsbezirk Leipzig werden ebenso eingepflegt, wie alle Horststandorte und relevante Informationen zu diesen. Dies wäre allerdings ohne die Zuarbeiten der zahlreichen Horstbetreuer nicht möglich, zu denen Uwe Seidel gute und vertrauensvolle Kontakte unterhält. Möglichst einmal jährlich werden „seine“ Horstbetreuer geschult und über neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Weißstorchschutz im Rahmen einer kleinen Tagung unterrichtet. Besonders hervorzuheben ist sein gutes Verhältnis zur Unteren Naturschutzbehörde, welche sich auf seine Fachkompetenz, seinen vertrauensvollen Umgang mit Betroffenen bzw. Interessierten und seine Einsatzbereitschaft immer verlassen kann. Seine Fähigkeit, mit Landnutzern, Grundstückseigentümern, Weißstorchbegeisterten zu kommunizieren und diese für den Schutz dieses Vogels gewinnen, ist eine der Stärken von Uwe Seidel. Der Erfolg gibt ihm Recht, auch wenn hierzu manchmal unkonventionelle Wege beschritten werden müssen.
Der Minister erklärte zudem, das Ehrenamt sei seit Anbeginn Teil des Naturschutzes und seitdem nicht mehr wegzudenken. Hier verbinde sich das, was heute Bürgerwissenschaft genannt werde, mit konkreten Aktivitäten zum Schutz von Natur und Landschaft. Die Naturschutzhelferinnen und -helfer erhielten die Ehrenurkunde des Freistaates Sachsen sowie als Buchpräsent das neu erschienene Werk »Reptilien in Sachsen«. Neben Uwe Seidel wurden Kathrin Hack (Zwickau); Uwe Heise (Pirna); Rolf Müller (Döbeln) Gunter Steinbach (Mügeln); Jürgen Tittel (Leipzig); Harald Hantke (Kreischa); Andreas Häußler (Aue-Bad Schlema); Michael Thoß (Auerbach) ausgezeichnet.
In Sachsen engagieren sich ungefähr 1.100 Bürgerinnen und Bürger im ehrenamtlichen Naturschutzdienst als Naturschutzhelferinnen und -helfer. Hinzu kommen weitere ca. 100 Helferinnen und Helfer der Naturschutzwarte in den Großschutzgebieten. An dem Jahrestreffen nahmen rund 100 Helferinnen und Helfer teil. Das Umweltministerium befördert die Arbeit durch Unterstützung von Naturschutzstationen sowie durch die Unterstützung der Ausbildung der »Jungen Naturwächter«.